Wann sind Beine geschwollen ?
Geschwollene Beine – d. h. eine Volumenzunahme der Beinkontur – kann u. a. bei folgenden Erkrankungen auftreten:
Bei Herzschwächen.
Bei Nierenschwächen.
Bei Leberschäden.
Bei Eiweiß- und Hormonverschiebungen im Blutserum.
Bei Tumoren im Bauchraum.
Bei Schilddrüsenunterfunktion.
Nach Operationen und Verletzungen.
Bei Schwangerschaft.
Bei Fettsucht.
Bei Lymphödem.
Bei Entzündungen.
Bei Bewegungsmangel – auch durch Rheuma, Wirbelsäulen- und Gelenksproblemen und beim varicösen Symptomenkomplex, d. h. bei Erkrankungen der Venen an den Beinen. Hierzu zählen in erster Linie die chronisch venöse Insuffizienz, das postthrombotische Syndrom, aber auch die Krampfadern selbst können geschwollene Beine hervorrufen.
Unter Herzinsuffizienz versteht man ein Nachlassen der Pumpleistung des rechten, des linken oder des gesamten Herzens, wodurch es zu einem Rückstau in das gesamte venöse System des Körpers kommen kann. Das Ausschwemmen solcher Rückstauschwellungen (Ödeme) erfolgt mit entsprechenden Medikamenten, wobei bei der Auswahl solcher Medikamente keine zu große Elektrolytverschiebung eintritt. Da viele Diuretiker das Elektrolytkalium mitausschwemmen, versucht man eine kaliumsparende Diurese ( Diurese = Entwässserung).
Unter Niereninsuffizienz versteht man eine fortschreibende Einschränkung der Nierenfunktion, wodurch es im Körper zu einer
Zunahme von Zunahme von harnpflichtigen Substanzen im Serum und zu einem starken Eiweißverlust kommt. Aufgrunddessen werden im gesamten Körper Ödeme eingelagert.
Bei Leberschädigungen werden Ödeme durch die mangelnde Fähigkeit der Leberzelle Eiweißbestandteile und Hormone regulär zu verstoffwechseln hervorgerufen. Man spricht von einer Dysproteinämie, d. h. einem Fehlverhältnis der Serumeiweiße. Beim Lymphödem kommt es durch eine ungenügende Transportkapazität des Lymphgefäßsystems zu einer Umfangsvermehrung, zu einem Schweregefühl, aber auch zu einer Verdickung der Haut und Unterhaut.
Bei Tumoren im Bauch kommt es durch mechanische Abfluß- störungen im Bereich der Venen oder im Bereich der Lymph-
abflußgefäße zu Schwellungen der Beine, eine Entzündung geht definitionsgemäß mit einer Schwellung einher (Dolor = Schmerz, Rubor = Röte, Calor = Überwärmung, Tumor = Schwellung. Funktionaesa = eingeschränkte Funktion). Wundrose und allergisches Ödem.
Bei Schwangerschaft werden aufgrund des erhöhten Progestarons die Venenwände schwächer, Östrogen verstärkt die Wasserinlagerung (Wasserretension). Hinzu kommt naturgemäßer Bewegungsmangel.
Auch Bewegungsmangel allgemein sowie durch Gelenkversteifungen bei Rheuma, Wirbelsäulen- und Gelenkproblemen sowie bei Fettsucht führt zu Ödemen.
Nicht zu vergessen sind Wärmeanwendungen sowie subtropische feuchte Wärme. Bei der Schilddrüsenunterfunktion schließlich entstehen diffuse sogenannte Myxödeme, auch umschrieben vor den Schienbeinen, wobei sich saure Mucopolysaccharide und Flüssigkeit in der Haut ansammeln (Mycopolysaccharide = ........
Man unterscheidet Ödeme unterschiedlicher Ursache, wie oben aufgeführt. Ödeme sind mehr oder minder eindrückbare Subsanzansammlungen - zumeist Wasseransammlungen -, unter Umständen monströser Art - zumeist an abhängigen Körperpartien.
Im Nachfolgenden soll das Thema unter den Gesichtspunkten des varicösen Symptomenkomplexes behandelt werden.
Soziale Bedeutung:
Mehr als 25 % der erwachsenen Bundesbürger zeigen deutlich ausgeprägte krankhafte Venenveränderungen, 15 % eine sogenannte Chronisch venöse Insuffizienz, mehr als 1,2 Mio. Menschen leiden an einem venösen Unterschenkelgeschwür. 31 % aller Arbeitsunfähig- keiten der AOK-Versicherten entfallen auf die Diagnose: Offenes Bein, 90 % aller offenen Beine entstehen durch Krampfadern und nur 6 % der offenen Beine bespielsweise durch Raucherbeine oder Zuckerkrankheiten.
Über 16.000 Menschen sterben pro Jahr in der Bundesrepublik an einer Lungenembolie, wobei die Embolie durch eine Beinvenen-thrombose hervorgerufen wird. Rund 2 Milliard. DM pro Jahr wird für die Behandlung von Krampfaderleiden von der AOK ausgegeben. Rund 20 Mio. Menschen leiden an einer Stammkrampfader, die behandlungsbedürftig ist.
Die Bedeutung dieser Erkrankung wurde früher nur mangelhaft berücksichtigt; die Berücksichtigung dieser Erkrankungen im Gesund-heitssektor und politisch hat in den letzten 10 Jahren erheblich zugenommen.
Die frühe richtige Diagnose und Therapie entscheidet vor allem über die Lebensqualität und Erwerbsfähigkeit des Patienten, da 90 % der venösen Erkrankungen sich lebenslang verschlechtern. Diese Erkenntnis führt zu einer erheblichen Gefährdung des Bruttosozial-produkts und hat zu einer verstärkten Berücksichtigung bei politischen Entscheidungen geführt. Demgemäß hat auch die klinische Lehre und die praktische Ausbildung des Arztes in den zurückliegenden 20 Jahren auf diesem Gebiet eine deutliche Verbesserung erfahren.
Hier sind noch einmal neuere Zahlen:
1,8 Mio. Deutsche leiden unter einem venös bedingten offenen Bein. 28.000 Deutsche sterben pro Jahr an den Folgen einer Lungenembolie. 20 Mio. Deutsche sind von Venenleiden betroffen, nur 2 Mio. davon befinden sich wegen ihrer Venenerkrankung in ärztlicher Behandlung, die restlichen 18 Mio. Venenkranken leben weiterhin mit der Gefahr, unbehandelt venöse Komplikationen zu erleiden, die dauerhaft zur Einschränkung der Lebensqualität oder im schlechtesten Fall sogar zum Tod führen können.
Die wichtigste Ursache zur Entstehung der Krampfaderleiden ist die individuelle Veranlagung, d. h. die Veranlagung zur Veränderung oberflächlicher Venen, aber auch sogenannter tiefer Leitvenen. Am häufigsten finden sich teilweise Ausstülpungen im Bereich der oberflächlichen Stammvenen. Darüberhinaus können zusätzliche Faktoren der Umwelt (Wärme, Luftfeuchtigkeit, Lebensgewohnheiten) Einflüsse auf zur Degeneration veranlagte Venen beschleunigen und verdienen daher besondere Beachtung.
Bewegungmangel:
Vorwiegend sitzende und stehende Berufstätigkeit, aber auch lange Flug- und Autoreisen mit angewinkelten Beinen, lange Fernseh- abende, Bettlägerigkeit oder Immobilität durch Verletzungen oder Erkrankungen. Der Gipsverband ist in diesem Zusammenhang ein gefährlicher Verband. Aber auch Bewegungsmangel durch Gelenkversteifungen, Übergewicht und Schwangerschaft sind ödemfördernde Faktoren. Einengende Bekleidung und hohes Schuhwerk (Absätze über 6 – 8 cm legen die Wadenmuskelpumpe still), aber auch Schuhwerk ohne Fersenhalt (sogenannte Schlappen) verzögern den venösen Rückfluss.
Senk- und Spreizfüße.
Kampfsportarten und Pressvorgänge, extreme Kraftanstrengungen in Beruf, Freizeit und Sport mit kräftiger oder regelmäßiger Betätigung der Bauchpresse. Wärme kann durch die Venenerweiterung durch die physiologische und pathophysiologische Venenerweiterung Stauungen hervorrufen.
Besondere Thromboserisiken:
Operationen, vor allem im Bauchraum. Hüftendoprothesen. Krampfaderleidende sind besonders gefährdet. Entwässerung. Dadurch erfolgt Bluteindickung. Immobilität durch Verletzung, Operation, Lähmung oder Verbände. Venenentzündungen. Angeborene Gerinnungsstörungen.
Schutzmaßnahmen:
Schutzmaßnahmen im Zusammenhang der Beeinflussung des varicösen Symptomenkomplexes können die Erscheinungen nicht zurückdrängen oder gar heilen, sie verhindern jedoch das Fort- schreiten der bestehenden Erkrankung. Hierbei werden alle Maßnahmen positiv bewertet, die eine verlangsamte Strömungsgeschwindigkeit beschleunigen und die Volumenzunahme zurückdrängen.
Hierzu zählt:
Gezielte Venengymnastik zur Aktivierung der Waden-, Venen- und Sprunggelenkspumpe, besonders bei Bettlägerigkeit.
Es gibt 7 Pumpfunktionen, um das über den arteriellen Kreislauf in’s Bein gelangte Blut über die Venen zum Herzen zurück zu transportieren. Hierbei steht Sport an oberster Stelle mit Wandern, Venenwalking, Strongwalking, Golfwalking, Tanzen, Skiwandern, Radfahren. Berg- und Wattwanderungen. Im Urlaub sollten Regionen mit warmer subtropischer Klimalage gemieden werden. Übergewicht sollte abgebaut werden. Hochlagerung der Beine mehrmals täglich 5 – 10 Min. Behandlung von orthopädischen Fuß- und Beinfehlstellungen sowie Tragen von entsprechendem Schuhmaterial. Schließlich Kompression des Ödems, unterstützt mit medikamentöser Therapie, d. h. venentonisierenden Medikamenten.
Schwere, müde Beine, Spannungsgefühl und geschwollene Knöchel sind häufig erste Anzeichen einer chronischen Venenschwäche, die auch chronisch venöse Insuffizienz oder chronische Veneninsuffizienz (CVI) genannt wird.
Ursache hierfür sind in der Regel Ödeme, d. h. Wasseransammlungen im Gewebe. Will man das Fortschreiten der Ekrankung und die drohenden Folgen bis hin zu schmerzhaften Hautveränderungen, offenem Bein, Thrombose oder Lungenembolie vermeiden, muss möglichst frühzeitig behandelt werden.
Ein erwachsener Mensch besitzt etwa 8 m Venen, die Schwerstarbeit leisten und tagtäglich etwa 7000 l Blut zurück zum Herzen transportieren – ein ständiger Kampf gegen die Schwerkraft. Zusätzlich drückt das eigene Körpergewicht auf die Blutgefäße.
Die Venenwände werden dabei stark beansprucht. Unterstützung erhalten sie von der Muskelvenenpumpe, die bei jeder Bewegung aktiviert wird. Das Blut weicht dann nach oben aus; nach unten kann das Blut bei gesunden Venenklappen nicht abfließen. Venenklappen wirken wie Ventile und sorgen dafür, dass das Blut nur herzwärts in eine Richtung gepumpt wird.
Varizen sind Krummadern, d. h. venöse – funktionell nicht mehr brauchbare Degenerationen, die je nach Grad der Degeneration ein entsprechendes Krankheitsbild verursachen. Die varicöse Degeneration ist lebenslang fortschreitend.
Es gibt keine echte Prophylaxe zur Vermeidung von Krampfadern.
Die wichtigste Krampfader ist die Stammkrampfader der Vena saphena magna, der sogenannten großen Unsichtbaren. Die Stammvene, aus der die Stammkrampfader entsteht, gehört zum oberflächlichen Venensystem und führt ihr venöses Blut z. B. vom Fuß herzwärts in das tiefe Venensystem. Diese Verbindungen bestehen über sogenannte Perforanzvenen am Unterschenkel, das sind solche, die die Muskelfascie (Muskelhaut) durchbrechen oder Kommunikanten am Oberschenkel bis in die große Leitvene, die Vena femoralis superficialis im Bereich der Leiste. Dort wird der Blutrückfluss in’s oberflächliche Venensystem durch eine Mündungs- und Schleusenklappe verhindert. Man spricht davon, dass die sogenannte tiefe Beinvene (Vena femoralis) das Blut der großen Stammvene (Vena saphena magna) aufnimmt. Beide Systeme, das oberflächliche und das tiefe Venensystem enthalten Venenklappen, die verhindern, dass das Blut zurückfließt. Bei der Entwicklung der Stammkrampfader erweitert sich die Stammvene derart, dass die Venenklappen, Mündungsklappe und Schleusenklappe, aber auch die weiter nach unten gelegenen Venenklappen, nicht mehr genügend schließen.
Dadurch kommt es zu einem Blutrückfluss in’s Bein, d. h. das Blut fließt genau in die entgegengesetzte Richtung. Die zweite Stammvene am oberflächlichen Venensystem der Beine, die sich zur Krampfader ausbilden kann, ist die sogenannte Vena saphena parva, die kleine Unsichtbare; deren Blut wird vom Außenfuß in die große Kniekehlenvene geführt.
Normalerweise wird arterielles Blut vom Herz in den Kreislauf gepumpt, und die Venen transportieren das sauerstoffarme verbrauchte Blut zum Herzen zurück. Seit William Harvey weiß man, dass es einen geschlossenen Blutkreislauf (1628) gibt. Er gilt als Entdecker des Blutkreislaufes. Die Existenz von Venenklappen wurde bereits 50 Jahre vorher beschrieben.
Ist nun das arterielle Blut in den Kreislauf gelangt, so brauchen wir verschiedene Pumpmechanismen, um das venöse Blut wieder aus dem Fuß Richtung Herz pumpen zu können. Die wichtigsten Pumpen hierfür sind die Zehen- und Fußsohlenpumpe, die wichtigste davon ist die Sprunggelenkspumpe und die Wadenmuskelpumpe. Weiter höher gelegen ist die Kniegelenkspumpe, die Oberschenkelmuskelpumpe, die Saugpumpe unter dem Leistenband und die Abdomino-thorakale- 2 Phasen-Pumpe, wobei bei der Ausatmung das Blut Richtung Herz gesaugt wird.
Fließt nun das Blut in einer Stammvene oder einer Verbindungsvene rückwärts, so erhöht sich der Druck im Laufe der Jahre zunehmend, d. h. das Krampfaderleiden schreitet unaufhaltsam fort.
Aufgrund nicht mehr intakter Venenklappenfunktionen wird das venöse Blut herzwärts gepumpt, sackt aber an den Stellen der nicht mehr intakten Venenklappen wieder in’s Bein zurück und gelangt theoretisch nie zum Herzen. Durch diese krankhaften sogenannten Rezirkulationskreisläufe erkrankt das Bein zeitabhängig zunehmend. Den krankhaften Blutrückfluß in den Stammvenen nennt man Blow down, in den Perforanten und Kommunikanten nennt man Blow out.
Die Diagnostik der Blutrückflüsse kann mit Ultraschallgeräten gemessen werden. Zur Diagnostik der Stammvaricosis reicht neben
der klinischen Untersuchung mit dem Auge und mit den Fingern ein Taschen-Dopplergerät, mit dem man sich beim Preßvorgang des
Patienten den Blutrückfluß darstellen kann. Je mehr Technik man verwendet, umso besser können diese Blutrückflüsse an den sogenannten proximalen Insuffizienzpunkten, das sind die Stellen,
an denen das Blut ursprünglich in die falsche Richtung fließt, darstellen. Selbstverständlich ist dieser falsche Blutrückfluß auch
über eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung darstellbar. Man nennt diesen Vorgang eine ascendierende Preßphlebographie. Als weitere Screening-Methoden, die dazu dienen, die Venenfunktionen in ihrer kranken oder gesunden Funktion zu untersuchen, zählt die sogenannte Lichtreflexplethysmographie, die u. a. Auskunft über den Erfolg des Tragens eines Kompressionsstrumpfes geben kann oder wo der Zustand vor und nach einer Krampfader-Operation simuliert werden kann. Auch eine sogenannte Venenverschlußplethysmographie als Nichtinvasive Maßnahme gibt Auskunft über den venösen Rückfluss des tiefen Venensystems. Diese Methode ist in erster Linie nicht zur Thrombosediagnostik, sondern zur Verlaufskontrolle nach Thrombosen geeignet. Neben der Kontrastmitteluntersuchung wird heute routinemäßig die sogenannte Duplexsonographie eingesetzt, bei der mit einem bildgebenden Ultraschallverfahren die Vene dargestellt wird und mit einem in der Sonde eingebauten Doppler der Venenfluss registriert und bildlich dargestellt wird.
Drohende Erkrankungen, die es zu vermeiden gilt:
Die wichtigste krankhafte Erscheinung ist die Stammvaricosis der Vena saphena magna oder Vena saphena parva. Der krankhaft Blut- rückfluss wird bei der Vena saphena magna in 4 Grade, bei der Vena saphena parva in 3 Grade eingeteilt; die Gradeinteilung erfolgt von oben nach unten. Durch den krankhaften Blutrückfluss und die Existenz von Rezirkulationskreisläufen entsteht eine Überlastung des tiefen Venensystems. Beide Komponenten führen zu einem geschwollenen Bein.
Die geringfügigsten Komplikationen dieser Schwellungen und des krankhaften Blutrückflusses ist das Stauungsekzem oder das epivaricöse Ekzem. Dabei handelt es sich um Hautempfindungen, die chronisch, d. h. immer wiederkehrend verlaufen, Juckreiz und bakterielle Entzündungen und nachfolgende Pigmentierungen hervorrufen können. Das chronische Ödem selbst ruft auch über die Jahre Pigmentierungen und Verhärtungen hervor, ebenso wie eine Verdickung der Haut.
Die Varicophlebitis superficialis ist eine oberflächliche Venen- thrombose, im Volksmund auch Venenentzündung genannt, die mit einem geröteten harten schmerzhaften Strang zu beschreiben ist. Die Varicophlebitis superficialis kann immer wieder mal eintreten, sofern Sie im Bereich der Mündung der tiefen Venen abspielt, ist auch bei einer oberflächlichen Venenentzündung die Gefahr einer Lungenembolie auf dem Boden eines Apositionsthrombus gegeben (Aufpropfungsgerinnsel führt zum sogenannten pulmonalen Transport).
Die chronische Druckerhöhung in der Peripherie führt zur chronischen Veneninsuffizienz.
Die chronische Veneninsuffizienz wird in 3 Sparten unterteilt:
Stadium I ist gekennzeichnet durch die isolierte Corona phlebectatica paraplantaris mit oder ohne Ödem. Eine Corona phlebectatica sind kleine Kölbchenvenen der Innen- und außenseite des Fußes, die deutlich sichtbar erweitert sind.
Stadium II entspricht dem Stadium 1 mit zusätzlicher Dermid ocre oder einer Atrophie blanche und/oder einem Ekzem.
Unter Dermid ocre versteht man eine ockerfarbene Hautverfärbung durch eine Störung der venösen Mikrozirkulation bedingt.
Stadium III besteht in einem Stadium II mit offenem oder abgeheiltem Ulcus cruris und/oder akuter oder chronischer Hypodermitis.
Ein Ulcus cruris ist ein offenes Bein, d. h. ein Substanz- und Epitheldefekt der Haut. Eine Hypodermitis ist eine nichtüberwärmte unscharf begrenzte Rötung der Haut.
Diese Druckerhöhung wird durch ein Blutgerinnsel der tiefen Venen (tiefe Venenthrombose) noch erhöht, so dass die geschilderten Komplikationen der chronischen Veneninsuffizienz schneller und ausgeprägter eintreten können. Durch die thrombosebedingten Abflußstörungen können zusätzliche Krampfadern entstehen. Man spricht von sekundärer Varicose. Chronische Veneninsuffizienz auf dem Boden einer Thrombose nennt man postthrombotisches Syndrom.
Durch das postthrombotische Syndrom, das über Jahre Schonhaltung und schmerzbedingte Bewegungsarmut, insbesondere im oberen Sprunggelenk hervorruft, entsteht ein sogenanntes arthrogenes Stauungssyndrom. Darunter versteht man die zunehmende Versteifung des oberen Sprunggelenks bis hin zur völligen Unfähigkeit, über die Sprunggelenkspumpe und Wadenmuskelpumpe venöses Blut herzwärts transportieren zu können.
Dieser Teufelskreis führt erneut zu einer Verstärkung des Stauungs-Syndroms in erster Linie im Unterschenkelbereich nebst Verdickung der Muskelhaut (Fascie). Hierdurch entsteht nun eine Druckerhöhung intrafascial, d. h. innerhalb der Muskelhaut mit einer Zunahme aller Zeichen der chronischen Druckerhöhung und Minderdurchblutung aller Organe innerhalb der Muskulatur, d. h. Muskeln, Fettgewebe, Nerven, Venen, Arterien, Knochen, Bindegewebe. Dieses intrafasciale Druckerhöhungssyndrom nennt man hypertensives Fascienkompressionssyndrom und wird z. Zt. als unheilbarer Zustand eingeordnet.
Das oberste Gebot der Behandlung ist, sofern das Krankheitsbild eingetreten ist, die Entstauungsmaßnahme. Die aktive Entstauung geht über einen Kompressionsverband, den man mit 2 Binden am Unterschenkel und am Oberschenkel anlegen kann. Man spricht von einem sogenannten Doppelbindenkompressionsverband oder einem sogenannten Pütterverband. Es existieren zahlreiche Verbandstechniken; das Wichtigste ist die Verwendung von sogenannten Kurzzugbinden im Gegensatz zu Mittel- oder Langzugbinden, die in der Orthopädie und Traumatologie verwendet werden. Kurzzugbinden besitzen einen hohen Arbeitsdruck und einen niedrigen Ruhedruck, zwei Voraussetzungen, die zur Behandlung der chronischen Veneninsuffizienz notwendig sind. Darüberhinaus kann man das Bein passiv mit sogenannter intermittierender Druckmassage entstauen, indem aufblasbare Manschetten um Fuß und Beine gelegt werden, die sich im Interval aufpumpen und wieder entstauen. Sofern die Entstauung maximiert ist und keine weiteren Komplikationen am Bein vorhanden sind, wird zur Erhaltung dieses Zustandes das Tragen eines Kompressionsstrumpfes durchgeführt; zumeist reicht ein unterschenkellanger Strumpf, da die Schwellungsneigungen und Komplikationen in erster Linie am Unterschenkel stattfinden und der oberschenkellange Strumpf auch bei Bewegung vom Halt und Sitz her Nachteile zeigt.
Die beste therapeutische Empfehlung lautet: Komprimiert dosiert laufen, d. h. alle venösen Pumpen aktiv aktivieren.
Nur bei Zustand nach tiefer Oberschenkel- oder Beckenvenen- thrombose sowie nach einer Operation ist das Tragen von Kompressionsstrumpfhosen notwendig.
Kompressionsstrümpfe werden in 4 verschiedenen Kompressionsklassen verordnet; in der Regel reicht 1 Kompressionsklasse 2 aus, gelegentlich ist eine Kompressionsklasse 3 notwendig; die Kompressionsklasse 4 kann sich der Patient in der Regel nicht allein
anziehen.
Die entscheidende konservative Therapie peripherer Venenerkrankungen ist die Kompressionstherapie. Alleinige konservative
Therapie unter Verzicht auf Kompressionstherapie ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Die Kompressionstherapie hat Einfluss auf die Haemodynamik der venösen Strömung.
1. Durch Kompression von außen wird das pathologisch erweiterte Volumen der Venen verkleinert.
2. Insuffiziente Venenklappen können durch ihre Annäherung wieder funktionell wirksam werden.
3. Durch die Verkleinerung des Venenvolumens wird die Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Venen erhöht.
4. Die fibrinolytische Aktivität der Venenwand wird erhöht, das Thromboserisiko vermindert.
Die Verwendung von heparinhaltigen Venensalben oder Gel- zubereitungen haben einen angenehm kühlenden Effekt, wirken
gegen Venenentzündung und Stauungsbeschwerden vorbeugend, können jedoch behandlungsbedürftige Krampfadern nicht zum Verschwinden bringen. Venensalben und Venenmedikamente sind heutzutage keine verordnungsfähigen Medikamente mehr. Die am besten untersuchte Substanz von Venenmedikamenten ist Vitamin P (Rutin) oder das Hydroxyaethylrutosid = Oxerutin.
Diese Substanz wird aus dem Extrakt des Japanischen Schnurbaums Sophora japonica), auch Japanischer Pagodenbaum, gewonnen. Er blüht erst nach 30 Jahren zum ersten Mal und stammt aus dem ostasiatischen Raum. Er wird bis zu 20 m hoch und hat gelblich-weißliche Blüten, aus denen das Flavonoid Rutin gewonnen wird. Seinen Namen verdankt er den perlschnurähnlichen Fruchthülsen.
Als zweithäufigste Substanz sind Roßkastaniensamenextrakte im Handel, wobei es sich um ein Gemisch pflanzlicher Wirkstoffe, das sogenannte Saponin = Aesin handelt. Unglücklicherweise können solche Maßnahmen Salben und Medikamente aufgrund der bestehenden Negativliste nur noch empfohlen werden; sie sind dem Patienten nicht verordnungsfähig.
Soweit es sich um Seitenast-, netzförmige und Besenreiserkrampfadern handelt, können diese einer Verödungsbehandlung (Verklebung mit einem Medikament durch Injektion) zugeführt werden. Hierbei wird die Krampfader am stehenden Patienten punktiert und anschließend ein venenwandaggressives Verödungsmittel in die Vene injiziert.
Leidet der Patient unter einem venösen Geschwür, ergibt sich die Möglichkeit, die sogenannte krankmachende Nährvene ebenfalls einer Verödungsbehandlung zuzuführen. Die Nährvene kann auch operativ verschlossen werden. Gelingt es, die Nährvene zu verschließen oder zu vernarben, heilt auch das venöse Geschwür umgehend ab.
Neben der Kompressionstherapie werden Ekzeme mit antientzündlichen Medikamenten äußerlich behandelt, zumeist mit schwach oder mittelstark wirkenden Kortisoncremes oder –salben oder aber Farbstoffen und Schüttelmixtur. Grundlage der Behandlung der Venenentzündung ist ebenfalls eine Kompression, möglicherweise eine gezielte Kompression über dem erkrankten Bereich mit einem antientzündlich wirksamen lokalen Medikament. Darüberhinaus hat die Gabe von einem innerlich wirksamen antientzündlichen Medikament einen Rückbildungseinfluß auf die Venenentzündung. Nur bei geringem Wachstum werden zusätzlich gerinnungshemmende Medikamente bei Venenentzündungen gegeben. Gelegentlich kann Die Venenentzündung auch mit kleinen Schnittchen in Lokal- anästhesie in der Haut versehen werden und der Thrombus ausgedrückt werden. Der Heilverlauf wird hierdurch wesentlich beschleunigt.
Zur Verhinderung all dieser Komplikationen ist die frühzeitige Verödung oder Operation der Stammkrampfader oder der insuffizienten Verbindungsvenen heutzutage die Therapie der Wahl. Die Operation wird je nach Ausprägung im Krankenhaus oder in der Praxis durchgeführt, entweder in Allgemeinnarkose, in Rückenmarksbetäubung, in örtlicher Betäubung oder in Tumeneszenzanästhesie (Aufblähungsanästhesie). Dabei werden alle kranken venösen Anteile vollständig entfernt, wobei zur Vermeidung erneut auftretender Krampfadern größten Wert auf die Entfernung des sogenannten proximalen Insuffizienzpunktes gelegt wird. Dieses ist die Stelle, an der die Erkrankung begonnen hat.
Die kranke Vene wird an der tiefen Vene abgebunden, abgetrennt und mit einer Sonde unter der Haut herausgezogen. Nach der Operation sieht man nur kleinste Narben an den operierten Stellen, die im Laufe von einem halben Jahr in der Regel bis zur vollständigen Unsichtbarkeit verschwinden. Bereits nach 4 Tagen sind nur noch geringfügige Blutergüsse in der Regel vorhanden.
Direkt nach der Operation läuft der Patient pro Stunde 10 Minuten.
Die ersten postoperativen Kompressionsverbände bleiben 4 Tage auf dem operierten Bein, anschließend wird das Bein mit einem oberschenkellangen Kompressionsstrumpf der Kompressionsklasse 2 versorgt, der weitere 4 Tage Tag und Nacht getragen wird, anschließend nur noch tagsüber. Insgesamt wird 6 Wochen komprimiert, dabei sollen keine Körpervollbäder, keine Saunabäder, kein Leistungssport ausgeübt werden. Wärme soll gemieden werden; ein normaler Tagesablauf ist im übrigen gewährleistet.
In der Minderheit der Fälle kann eine akute Thrombose operativ entfernt werden, zumeist wird die Thrombose jedoch nur mit gerinnungshemmenden Mitteln und mit einer Kompressionstherapie behandelt, gelegentlich wird die Auflösung des Gerinnsels versucht.
Beim postthrombotischen Syndrom muss unbedingt auf die Vermeidung des arthrogenen Stauungssyndromes für den Rest des Lebens geachtet werden, oberste Zielsetzung ist die lebenslange Reduktion des zur Schwellung neigenden Beines. Zur Behandlunm des hypertensiven Fascienkompressonssyndroms werden Fascienspaltungen und komplette Fascienentfernungen als operative Maßnahme versucht.
Zur Vermeidung eines Venenleidens oder zur Verbesserung eines
vorhandenen Venenleidens sind folgende Maßnahmen zu empfehlen:
1. Viel Bewegung mit flachem Schuhwerk.
2. Vermeiden von schwerem Heben.
3. Richtig sitzen.
4. Wadengüsse.
5. Wassertreten.
6. Beine hochlegen.
7. Hitze meiden.
8. Ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung.
9. Einengende Kleidung vermeiden.
10. Frühzeitig den Venentherapeuten zur Diagnostik und Therapie befragen.